Deutschland
Konjunktur

Unternehmen mit laufenden Geschäften unzufrieden

14.10.2022

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich deutlich verschlechtert.

Das meldete das ifo-Institut in München. Der ifo Geschäftsklimaindex sei im September auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 gefallen. Der Rückgang ziehe sich durch alle vier Wirtschaftsbereiche. Auch das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) liegt im September deutlich im negativen Bereich

Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage klar schlechter. Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate habe deutlich zugenommen. Im Einzelhandel fielen die Erwartungen sogar auf ein historisches Tief. Die deutsche Wirtschaft rutschte in eine Rezession, heißt es in der Pressemitteilung des info-Instituts.

Hier der Überblick über die Wirtschaftsbereiche:

Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index spürbar gefallen. Die Unternehmen waren unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Sie blicken mit großer Sorge auf das nächste halbe Jahr. Die Erwartungen waren zuletzt im April 2020 so pessimistisch. Die Stimmung hat sich in nahezu allen Branchen verschlechtert. Der Auftragsbestand war weiter rückläufig.

Im Dienstleistungssektor ist der Geschäftsklimaindex abgestürzt. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen deutlich schlechter aus. Die Firmen rechnen zudem mit einer weiteren spürbaren Verschlechterung in den kommenden Monaten. Insbesondere das Gastgewerbe befürchtet schwere Zeiten.

Im Handel hat sich das Geschäftsklima nochmals verschlechtert. Die Geschäftslage drehte erstmals seit Februar 2021 wieder in den negativen Bereich. Auch der Ausblick verdüsterte sich weiter.

Im Bauhauptgewerbe hat der Index merklich nachgegeben. Die Unternehmen waren mit den laufenden Geschäften weniger zufrieden. Die Erwartungen waren pessimistischer als im Vormonat.

Deutschland in der Rezession?

Auch das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) liegt im September deutlich im negativen Bereich: Mit 79,8 Punkten verharrt es unter der 100-Punkte-Schwelle, die für ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft steht. Das Institut meldet, dass da es gegenüber August keine Verbesserung gab, stehen alle Zeichen auf Rezession.

Verlust von 5% des BIP-Wachstums

Die Energiekrise, hohe Inflationsraten sowie die sich abkühlende Weltwirtschaft verursachen heftigen Gegenwind. „Deutschland steckt in der Rezession und leider ist momentan kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, sagt DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. Er rechne 2022 und 2023 mit Wachstumsverlusten von grob geschätzt fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts infolge des Ukraine-Kriegs.

Hohe Kosten und weniger Absatz

Die enormen Steigerungen bei den Energiepreisen führen zu dramatischen Kaufkraftverlusten und drohen in vielen Unternehmen die Produktion unrentabel zu machen. Die chinesische Wirtschaft werde zudem durch Corona-Lockdowns und die schwelende Immobilienkrise ausgebremst. All dies belaste die exportorientierte deutsche Wirtschaft zusätzlich.

Energiekrise werde Hauptproblem

Im Zuge dieser Entwicklung seien die Auftragseingänge für die deutsche Industrie aus dem In- und Ausland rückläufig. Immerhin scheine sich die bislang hartnäckig haltenden Engpässe in den internationalen Lieferketten allmählich zu entspannen, sodass der immer noch hohe Auftragsbestand effizienter abgearbeitet werden kann.

Die Energiekrise entwickele sich allerdings auch für die deutsche Industrie zum Hauptproblem. „Preissteigerungen für Energie auf der einen und Unsicherheit auf der anderen Seite dämpfen die realen Umsätze und die Geschäftserwartungen,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Für einige Firmen könnte sich bald die Frage stellen, ob es sich aktuell überhaupt noch lohnt, die Produktion aufrechtzuerhalten.“

Haushalte auf Sparkurs

Auch die Dienstleistungen befinden sich nach einem Zwischenhoch im Frühjahr nun im Abschwung. Die hohe Inflation dämpfe die Kauflust der Haushalte, was sich immer mehr auf die Umsätze etwa im Einzelhandel oder im Gastgewerbe auswirke.

Wenigstens brauchen sich die meisten Menschen angesichts des Fachkräftemangels momentan zumindest keine Sorgen um einen Arbeitsplatzverlust zu machen. Die hohe Teuerung führt aber dazu, dass viele Beschäftigte inflationsbereinigt mit Lohneinbußen konfrontiert sind.

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