Umfrage
Konjunktur

Exportunternehmen weltweit hart getroffen

29.04.2020

Die Weltwirtschaft und damit die Geschäfte der Exportunternehmen im Ausland befinden sich in einer handfesten Krise. Das zeigt eine Umfrage der deutschen Auslandshandelskammern.

Zwei Drittel der weltweit mehr als 4.000 von den deutschen Auslandshandelskammern (AHK) befragten Unternehmen, unter denen sich auch viele Niederlassungen deutscher Unternehmen befinden, erwarten eine schlechtere Konjunktur an den jeweiligen Länderstandorten. Das zeigte die Auswertung der World Business Outlook-Umfrage durch den DIHK. Vor allem in Europa und Nordamerika gehen die deutschen Unternehmen von einer sich dramatisch verschlechterten Wirtschaftsentwicklung aus (Ergebnisse der Befragung in Belgien). 

Die Hälfte der Befragten erwartet einen Rückgang ihrer Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten. Viele wollen ihre Investitionen zurückfahren und Investitionen abbauen. Als direkte Folge der Ausbreitung des Coronavirus erwarten 80 Prozent der Unternehmen im Ausland einen Rückgang ihrer Umsätze. 15 Prozent der Unternehmen gehen sogar davon aus, dass sich ihre Jahresumsätze mehr als halbieren werden. Die geringere Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen, aber auch Reiseeinschränkungen, die Absage von Messen oder die Stornierung von Aufträgen machen den weltweit rund 4.000 Teilenehmern an der AHK-Umfrage zu schaffen. Die Auswirkungen des Coronavirus entwickeln sich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. 

Konkrete Folgen der Corona-Krise  

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Ausbreitung stellen die Unternehmen weltweit vor eine Vielzahl von Herausforderungen. 58 Prozent verzeichnen oder erwarten eine geringere Nachfrage nach den eigenen Produkten und Dienstleistungen. 69 Prozent berichten von Reiseeinschränkungen, die ihre Geschäfte tangieren. Und bei knapp der Hälfte der befragten Unternehmen weltweit schlagen abgesagte Veranstaltungen und Messen sowie stornierte Aufträge zu Buche. 

Auswirkung auf Lieferketten 

Das Corona-Virus wirkt sich auch auf die internationalen Lieferketten aus. In vielen Region der Welt wurden im Rahmen von Schutzmaßnahmen der grenzüberschreitende Personenverkehr drastisch eingeschränkt (AHK debelux berichtet für Belgien und Luxemburg über den aktuellen Stand). Aber auch der Güterverkehr ist von vielen Maßnahmen betroffen. LKW-Staus an den Grenzen, zusätzliche Bürokratie und der Ausfall vieler Passagierflieger, die normalerweise auch Luftfracht transportieren, führen zu erheblichen Verzögerungen. 45 Prozent der von AHK befragten Unternehmen berichten von Problemen in der Logistik oder Lieferkette. In der Industrie sind es sogar mehr als 60 Prozent. 29 Prozent der Unternehmen erhalten aufgrund der Krise erforderliche Waren und Dienstleistungen nicht. Über Engpässe in der Lieferkette berichten insbesondere die Unternehmen in Asien, sowie in Russland und der Türkei. 

Entwicklung in nächsten zwölf Monaten 

Das größte Risiko für die Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten ist die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Nach rund der Hälfte der Unternehmen in der Vorumfrage im Herbst 2019 sind es nun mehr als zwei Drittel, die dies als große Herausforderung für die weitere Entwicklung der Geschäfte erachten. Auch die AHK debelux-Mitgliedsunternehmen in Belgien teilen diese Einschätzung. Aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und das Thema Finanzierung – aufgrund vieler Geschäftsausfälle und des derzeit hohen und wachsenden Liquiditätsbedarf – sind hohe Geschäftsrisiken für die deutschen Betriebe im Ausland. 

Kleine Unternehmen am heftigsten getroffen 

Dienstleister und Unternehmen aus dem Handel schätzen ihre Umsatzperspektiven noch negativer ein als die Betriebe in der Industrie.  Umsätze brechen ein Über alle Branchen hinweg sind es vor allem die kleineren Unternehmen, die mit besonders heftigen Einschlägen rechnen. In der Gruppe der Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern befürchtet jeder fünfte Betrieb ein Umsatzminus von mehr als 50 Prozent. Nur drei Prozent der Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern im Ausland erwarten als Folge der Corona-Krise höhere Umsätze.  

Kontinente unterschiedlich betroffen 

Ein Blick in die Weltregionen zeigt, dass die Unternehmen weltweit mit erheblichen Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit rechnen. Im Vergleich etwas weniger gravierend zeigen sich die Auswirkungen in Asien. Aber auch in China rechnet die Hälfte der Betriebe mit Umsatzeinbußen von mehr als zehn Prozent im ersten Halbjahr. Viele Unternehmen in China hoffen, den Zenit der Krise bereits überschritten zu haben. 

Weltweiter Personalabbau  

Negative Auswirkungen gibt es auch bei den Beschäftigungsplänen: 35 Prozent der befragten Unternehmen will weniger Personal einstellen, nur jeder neunte Betrieb plant Zuwächse bei der Mitarbeiterzahl. Viele Geschäfte mussten schließen oder können aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht im gewohnten Umgang agieren. Die Folge ist eine deutliche Reduzierung der Beschäftigten in den befragten Unternehmen weltweit, unter denen sich auch viele Niederlassungen deutscher Unternehmen befinden. 

Ausblick besorgniserregend 

Knapp die Hälfte der Betriebe verschiebt oder streicht derzeit geplante Investitionen aufgrund der Auswirkungen der Pandemie. Besonders hoch fällt die Zahl in der Industrie aus. Das gibt einen Hinweis darauf, wie sich die Krise auch mittelfristig auf die Aktivitäten der Unternehmen weltweit auswirken wird. 

Über den World Business Outlook

Der AHK World Business Outlook basiert auf einer regelmäßigen DIHK-Umfrage bei den Mitgliedsunternehmen der Deutschen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen (AHKs). Sie erfasst im Frühjahr 2020 die Rückmeldungen von weltweit mehr als 4.000 deutschen Unternehmen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften sowie Unternehmen mit engem Deutschlandbezug. 38 Prozent der antwortenden Unternehmen stammen aus dem Bereich Industrie und Baugewerbe, 41 Prozent aus dem Dienstleistungssektor und weitere 21 Prozent sind Handelsunternehmen. Kleinere Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern machen 52 Prozent der Antworten aus. 24 Prozent der Unternehmen beschäftigen 100 bis 1.000 Mitarbeiter. Große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern haben ebenfalls einen Anteil von 24 Prozent der Befragten. 

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